Lippenflattern klappt nicht? 5 Tipps für den Durchbruch (Lippenflattern als Einsingübung üben & verstehen)
Als ich das erste Mal Lippenflattern probiert habe, war das ein Desaster. Ich stand unter der Dusche (weil ich geübt hab, wo ich konnte :D), hab versucht, die Lippen irgendwie in Bewegung zu kriegen – und nix. Kein „brrrr“, eher ein kaputtes Motorrad. Also habe ich mir Druck gemacht, mit dem Bauch, mit dem Kiefer, mit allem – nur damit da was passiert. Und genau da lag das Problem.
Der Aha-Moment kam, als ich gemerkt habe: Es hängt nicht an den Lippen. Es hängt am Support – also an meiner Atmung und dem Support vom Körper. In dem Moment, wo ich den Körper richtig eingebunden habe, war’s plötzlich leicht.
Und das möchte ich dir direkt mitgeben: Lippenflattern ist nicht nur „lustige Geräusche machen“. Es ist eine geniale Aufwärmübung, die fast alle Sänger*innen irgendwann brauchen – und ja, es lohnt sich dranzubleiben.
Was ist Lippenflattern überhaupt?
Lippenflattern – oder Lip Trills – bedeutet, dass deine Lippen im Luftstrom flattern, während du einen Ton hältst oder eine kleine Melodie singst. Klingt simpel, fühlt sich am Anfang aber oft gar nicht so an.
Vielleicht erinnerst du dich noch daran, wie du als Kind Auto gespielt hast: „Brrrrrr“. Genau das ist Lippenflattern. Dein Körper kennt diese Bewegung eigentlich – wir verkomplizieren es nur, weil wir als Erwachsene alles „richtig machen“ wollen.
Und genau da ist der Knackpunkt: Beim Lippenflattern geht’s nicht darum, dass es schön klingt. Es geht darum, uns zu lockern, den Atem zu regulieren und die Stimme sanft „einzuschwingen“.
Warum ist Lippenflattern so effektiv beim Einsingen?
Wenn ich nur eine einzige Übung empfehlen dürfte, wäre es Lippenflattern. Warum? Weil es gleich mehrere Dinge gleichzeitig trainiert – ohne dass du dich überforderst.
Studien zeigen, dass schon wenige Wochen konsequentes Lippenflattern bei gesunden Sänger*innen zu messbaren Verbesserungen bei Stimmumfang, Grundtonstabilität und wahrgenommener Leichtigkeit führen. (Chua-Lawas et al., Lip Trill Effects on Vocal Function)
Hier sind weitere Vorteile:
- Sanftes Einsingen: Du wärmst die Stimme entspannt auf, ohne sie zu belasten.
- Atemkontrolle: Du merkst sofort, wenn der Luftstrom nicht gleichmäßig ist.
- Support-Training: Dein Körper übernimmt, nicht dein Hals.
- Entspannung: Lippen, Kiefer, Gesicht – alles wird locker.
- Spielerisch: Du musst nicht schön singen, du darfst einfach flattern 😀
Und ja, es sieht lustig aus. Aber ich verspreche dir: Die Wirkung ist ernsthaft gut.

Warum klappt Lippenflattern beim Einsingen oft nicht?
Fast alle meine Schüler*innen sagen beim ersten Mal: „Ne, das kann ich nicht.“ Und dann sehe ich sofort, was los ist:
- Lippen werden fest zusammengepresst.
- Schultern wandern nach oben, der ganze Körper wird hart.
- Man versucht mit Gewalt, die Lippen zum Flattern zu bringen.
- Oder man schämt sich, weil es komisch klingt – und blockiert sich selbst.
Das ist absolut normal. Wichtig ist nur: Versuch nicht, es „irgendwie“ hinzukriegen. Mit Druck erreichst du genau das Gegenteil.
5 Tipps, damit Lippenflattern beim Einsingen endlich funktioniert
Hier sind die Tricks, mit denen es bei meinen Schüler*innen (und auch bei mir damals) klick gemacht hat:
1. Hände an die Mundwinkel
Leg zwei bis drei Finger leicht an deine Mundwinkel und schieb sie sanft nach oben. Das stützt die Lippen von außen – so flattern sie leichter.
2. Mit Support starten
Atme ein, deine Rippen weiten sich leicht nach außen und stell dir vor, du hast vor dir eine Kerze, sie darf flackern, aber nicht ausgehen. Achte drauf, dass du nicht presst, Dein guter Support macht den Job.
3. Klein anfangen
Starte mit nur einem Ton. Wenn das klappt: zwei Töne. Dann kleine Slides. So lernst du den Atem zu kontrollieren, ohne dich zu überfordern.
4. Locker bleiben
Erinnere dich: Lippenflattern, nicht Lippenpressen. Lass Lippen und Gesicht locker. Es darf albern aussehen.
5. Spaß haben
Mach’s spielerisch. Stell dir vor, du sitzt wieder im Kinderzimmer und machst „brrrrr“ beim Auto spielen. Genau so leicht darf es sein. Dein Körper weiß genau, was er tun muss. Wir dürfen wieder lernen, ihm zu vertrauen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Lippenflattern lernen
So kannst du gleich loslegen:
- Setz dich aufrecht hin oder stell dich locker hin.
- Atme ein, die Rippen weiten sind und lass die Schultern fallen.
- Leg zwei Finger an die Mundwinkel.
- Puste gleichmäßig Luft aus – die Lippen flattern.
- Starte mit einem Ton.
- Wenn das klappt: Slides oder kleine Tonleitern.
👉 Wenn es gar nicht geht: Summ zuerst ganz locker ein „mmmhh“ wie ein Fahrstuhl-Ton nach oben und unten.

Fazit: Lippenflattern üben lohnt sich
Lippenflattern ist eine meiner absoluten Lieblingsübungen. Nicht, weil sie schick klingt, sondern weil sie dir sofort zeigt, wo deine Stimme (und besonders dein Support) steht.
Ich sehe es immer wieder: Selbst wenn meine Schüler*innen am Anfang sagen „das schaffe ich nie“ – ein kleiner Kniff, ein bisschen fühlen wie damals im Kinderzimmer als man Auto gespielt hat, und plötzlich klappt es. Und das Grinsen in dem Moment? Unbezahlbar.
Also: Wenn es bei dir noch nicht funktioniert, bleib dran. Es ist kein Zeichen von „fehlendem Talent“. Es ist einfach eine Frage von Support, Lockerheit und ein bisschen Übung.
✨ Probier es direkt aus – und wenn du mehr solcher Übungen kennenlernen willst: In meinem Online-Gesangsunterricht zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du deine Stimme spielerisch aufwärmst und nachhaltig entwickelst. So dass sowohl die hohen als auch die tiefen Töne schön klingen & richtig Spaß machen.
FAQ – Häufige Fragen zum Thema „Stimme aufwärmen mit Lippenflattern“
Meist liegt es nicht an den Lippen selbst, sondern am Support. Wenn die Atmung und der Luftstrom nicht gleichmäßig sind und der Körper nicht unterstützt (supportet), schwingen die Lippen nicht richtig. Versuch es am Anfang spielerisch, also stell dir vor, du bist wieder Kind uns spielst mit deinem Bobbycar und machst ein Auto nach. Das nimmt ein wenig Druck – und unterstütze die Lippen an den Mundwinkeln mit zwei Fingern.
Ja, absolut. Lippenflattern ist eine der schonendsten Übungen zum Einsingen (wenn man es richtig macht). Deine Stimmbänder schließen sanft, ohne Druck, während du gleichzeitig Atmung und Support trainierst.
Ja. Auch wenn es sich am Anfang unmöglich anfühlt: Mit den richtigen Kniffen und ein bisschen Geduld klappt es bei allen. Ich habe noch nie jemanden erlebt, bei dem es nicht irgendwann funktioniert hat.
Am besten direkt beim Aufwärmen der Stimme. Es eignet sich super als Einstieg ins Einsingen, weil du Körper, Atem und Stimme gleichzeitig aktivierst.
Schon 1–2 Minuten reichen, um die Stimme aufzuwärmen. Du kannst später auch kleine Tonleitern oder Slides hinzufügen – wichtig ist, dass du locker & entspannt bleibst.
Über die Autorin

👋 Ich bin Lena, Gesangslehrerin & Nervensystem-Coach.
🎤 Seit über 14 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit Gesang und habe neben eigenem wöchentlichen Gesangsunterricht Ausbildungen als Stimmtherapeutin, Mental Coach und Female Empowerment Coach absolviert.
🎶 Mein Ansatz: Ich verbinde moderne Stimmtechnik mit fundiertem Wissen über Nervensystem und Stressregulation.
✨ Mein Ziel: Erwachsene & Jugendliche online beim Singen lernen zu begleiten – damit sie ihre Stimme entwickeln und gleichzeitig auch ihr Selbstvertrauen stärken.
Quellen & weiterführende Literatur
- Cambridge University Hospitals (2023): Lip trills exercises – Patient Information
cuh.nhs.uk/patient-information/lip-trills-exercises - Singing Success (o. J.): Lip Bubbles & Trills – Vocal Warm-Up Exercise
singingsuccess.com/lip-bubbles-trills - Chua-Lawas, E. et al. (2024): Lip Trill Effects on Vocal Function, Vocal Pitch, and Harmonics-to-Noise Ratio – Studie im Journal of Voice
pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11635114
